Amerikanische Literatur in Hohenschönhausen: Elizabeth Hoak-Doering spricht über ihr Projekt

Am Freitag, den 6. November, veranstaltete das DAI Sachsen in Kooperation mit der US-Botschaft in Berlin und dem US-Konsulat Leipzig eine virtuelle Diskussion mit der amerikanischen Künstlerin Elizabeth Hoak-Doering. Das Gespräch wurde moderiert vom deutschen Philosophen, Medientheoretiker und Kunstkritiker Professor Knut Ebeling mit einer Einführung von DAI Sachsens geschäftsführenden Direktor Eric W. Fraunholz.

“American literature can travel across the Atlantic and change its meaning completely in a different context and then travel back” - Eric W. Fraunholz, Geschäftsführender Direktor des DAI Sachsen

Eric W. Fraunholz, Elizabeth Hoak Doering, Prof. Knut Ebeling, Vanessa Adler

Eric W. Fraunholz, Elizabeth Hoak Doering, Prof. Knut Ebeling, Vanessa Adler

Der Fokus des Gesprächs lag auf Elizabeth Hoak-Doering’s Forschung und Erkenntnissen in der Stasi Gefängnis Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Doering entdeckte während ihrer Forschung zu “Scratch Graffiti” in Berlin ein Exemplar des amerikanischen Südstaaten Klassikers “To kill a Mockingbird” von Harper Lee (dt. “Wer die Nachtigall stört”). Das Buch war Teil der Gefängnisbibliothek und thematisiert unter anderem den in der Gesellschaft eingebetteten Rassismus und die daraus resultierende Ungleichheit in den 1930er-Jahren in den USA. Im Exemplar des Gefängnisses fand Hoak-Doering zahlreiche Textpassagen, die durch Fingernagelmarkierungen von den Inhaftierten hervorgehoben wurden. Bei etwa 95 Prozent der unterstrichenen Passagen waren am Zeilenende weitere Bleistiftmarkierungen, die von Stasi Beamt*innen vorgenommen wurden, um die Markierungen der Inhaftierten zu notieren.

Hoak-Doering kopierte sorgfältig diese Markierungen von Inhaftierten und Beamt*innen und legte das Buch mit Unterstützung ihrer Verlegerin Vanessa Adler von argobooks, mit den Markierungen des Hohenschönhauseners Exemplars neu auf.

Das Gespräch mit Professor Ebeling umfasste sowohl die Hintergründe von Hoak-Doerings Arbeit in Berlin, die technischen Aspekte ihrer Forschung und die transatlantische Komponenten ihrer Ergebnisse am Projekt Hohenschönhausen. Ein amerikanischer Klassiker über Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft der 1930er findet seinen Weg in ein Stasi Gefängnis in Ost-Berlin, wo er Resonanz bei dort Inhaftierten findet, um dann mit dieser Narrative heute in den USA wieder neu aufgelegt und gelesen zu werden.

Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden und besonders an Elizabeth Hoak-Doering und Vanessa Adler für die Einblicke in ihre Arbeit und das Projekt, Professor Knut Ebeling für die Moderation und die US-Botschaft in Berlin als auch das US-Konsulat in Leipzig für ihre Unterstützung bei der Realisierung dieser Veranstaltung.

Das Gespräch kann auf unserem YouTube Kanal gefunden oder unten angesehen werden.

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