"I am not Your Negro" Film Screening im Grassi Museum Leipzig

“History is not the past. It is the present. We carry our history with us. We are our history. If we pretend otherwise, we literally are criminals.” - James Baldwin (1924 to 1987)

Deckblatt von “I Am Not Your Negro”, veröffentlich in 2017.

Deckblatt von “I Am Not Your Negro”, veröffentlich in 2017.

Am Mittwochabend fand im GRASSI Museum in Leipzig die Filmvorführung des aus dem Jahr 2017 von Raoul Peck inszenierten Dokumentarfilms “I am Not your Negro” statt. Raoul stützt sich primär auf James Baldwins unvollendetes Werk “Remember this House”, in dem er die Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung anhand der Aktivisten (und Freunde) Medgar Evers, Martin Luther King Jr. und Malcolm X erzählt.

James Baldwin wurde 1924 in Harlem, New York geboren und gilt als einer der prominentesten Stimmen in der amerikanischen AutorInnen Szene als auch in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als schwarzer Homosexueller erfuhr er nicht nur alltäglichen Rassismus sondern auch Homophobie. Baldwin wurde erst im späteren Verlauf seines Lebens offener über seine eigene sexuelle Orientierung indem er vor allem in seinen fiktiven Werken das Thema Homosexualität aufgriff. Vergleichsweise intensiver setzte sich Baldwin in seinen Essays mit der Realität schwarzer AmerikanerInnen auseinander.

Der Dokumentarfilm “I am not your Negro” thematisiert die afroamerikanische Identität, wie Baldwin sie bezeugte und in seinen Schriften aufarbeitete. Eine Identität, die besonders von der Darstellung schwarzer Menschen in der Filmindustrie verbildlicht wurde und den Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft reproduzierte. Obgleich er als starker Kritiker des Status quo galt, entwich Baldwin nie die Hoffnung auf Versöhnung zwischen der weißen und schwarzen Bevölkerung in den USA. Eine Versöhnung, die nach Baldwin erst mit einer Aufarbeitung der rassistischen Vergangenheit der USA stattfinden konnte. Unterlegt werden die Schriftauszüge Baldwins mit Ausschnitten aus Film und Nachrichten, überwiegend aus der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. An einigen Stellen werden Bezüge zu Protestbewegungen heute gezogen, welche auf die Fortsetzung des Kampfes um Gerechtigkeit hinweisen. Zahlreiche Interviewauszüge von Baldwin, als auch Malcom X und Martin Luther King Jr. ergänzen die Narration, welche vom amerikanischen Schauspieler Samuel L. Jackson geführt wird und auf Baldwins Schriften basiert. Der Regisseur Raoul Peck erlaubt den ZuschauerInnen einen Einblick in Baldwins Reflexionen, Eindrücke und Erfahrungen zu der amerikanischen Gesellschaft, in der er aufwuchs und lebte.

Raja-Léon Hamann gab eine Einführung in die Biografie James Baldwins und zu den Kernthemen des Dokumentarfilms.

Raja-Léon Hamann gab eine Einführung in die Biografie James Baldwins und zu den Kernthemen des Dokumentarfilms.

Die Filmvorführung wurde eingeführt vom Kultur-und Sozialanthropologen Raja-Léon Hamann. Hamann stützt sich in seiner Masterarbeit und Dissertation auf Baldwins Essays. Fokus seiner Recherche sind die Identitäts -und Erinnerungspolitik der USA. In seiner Arbeit forscht Hamann besonders zu der afroamerikanischen Gemeinschaft Gullah Geechee, welche sich geografisch auf die Küstenregionen von South Carolina, Georgia, Florida und den Sea Islands lokalisieren lässt.

Die Filmvorführung wurde vom DAI Sachsen unter der Leitung von Eric Fraunholz und in Kooperation mit dem GRASSI Museum veranstaltet.

Alle Veranstaltungen des DAIS finden unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen des Freistaats Sachsen statt.