"Ein Jahr nach dem Attentat von Halle" - Gespräch mit Journalistin Toby Axelrod

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Am 17. September 2020 sprachen wir anlässlich des vierten und letzten Gesprächs in der Reihe “Der neue Antisemitismus?” mit der Journalistin Toby Axelrod.

Das Gespräch mit dem Titel “Ein Jahr nach dem Attentat von Halle” wurde wieder geleitet von Lisa Jacobs von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Leipzig.

Wir sprachen über jüdisches Leben in Deutschland und die derzeitige Sicherheit der jüdischen Gemeinden, in denen es immer wieder zu Kommunikationsproblemen zwischen der Gemeinde und der Polizei kam, so Axelrod: Irgendwann wurde wegen dieser Kommunikationsprobleme nicht mehr nach zusätzlichen Schutzmaßnahmen gefragt, weil diese von der Gemeinde selber getragen werden müssten.

Jedoch sei die Sensibilität, Antisemitismus zu erkennen und zu kontern, im Vergleich zur Vergangenheit klar angestiegen, wie die Journalistin berichtet. So ist die Bereitschaft, antisemitische Vorfälle zu benennen und zu melden, viel größer. Auch wird dies in den Medien viel mehr thematisiert als in den vergangenen Jahren; da es hierzu eine verstärkte Berichterstattung gibt.

Auch die Ermutigung von antisemitischen Stimmen, die mehr und mehr “salonfähig” werden, wurde thematisiert. Trotz der Schutzmaßnahmen, die seit 9/11 erhöht wurden, war die Gefahr eines antisemtischen Anschlags immer da, berichtet Axelrod.

Deswegen ist ein öffentliches Bewusstsein und eine Diskussion umso wichtiger, um antisemitisches Verhalten zu erkennen und zu kontern.

Schlussendlich sprachen wir über den Prozess in Halle, bei dem immer noch viele Fragen offen bleiben. Axelrod betonte zum Schluss, dass jüdsches Leben in Deutschland durchaus mehr Sichtbarkeit gewonnen hat. Dieser positive Zuwachs ist auch mit neuen Begegnungsorten und mit einem lebendigeren Austausch zu erklären.

Das ganze Gespräch gibt es hier zum Nachschauen.

Toby Axelrod ist Korrespondentin der Jewish Telegraphic Agency in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie ist die ehemalige stellvertretende Direktorin des American Jewish Committee in Berlin und arbeitete als Redakteurin für die New York Jewish Week. Für ihre Arbeit hat sie diverse Preise gewonnen, darunter von der New York Press Association und der American Jewish Press.

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